Freude im 5-Sterne Wellness-Hotel: 80 % weniger externer Energieverbrauch und günstiges Green Financing.  

Der Energie- und Finanzierungs-Experte Roland Haslauer, GF der GFB Wirtschafts­beratung, sieht im Tourismus die ganzheitliche Auseinander­ setzung mit der Energie­versorgung als dringende wirtschaftliche Notwendig­keit. Aus seiner Erfahrung können Unternehmen mit einer überzeugenden Energie­strategie bis zu 80 % ihres teuren Energie­bezuges reduzieren und haben zusätzlich die besten Aus­sichten auf eine günstigere grüne Finanzierung.

Den Energiebedarf mit erneuerbarer Energie zu decken ist wichtig und wirtschaftlich entscheidend.  

Das Thema „nachhaltige Finanzierung“ ist einer der wichtigsten Hebel für das Gelingen des Green Deal. Banken sollen für nachhaltige Investitionen günstigere Finanzierungs-konditionen anbieten. Ist das in der Realität schon angekommen?

In den verbalen Aussagen auf Vorstandsebene ja. In der Realität ist es so, dass man zwei Dinge unterscheiden muss. Was verbessert läuft ist, dass die generell aktuell restriktivere Kreditvergabe für Umwelt-Investitionen etwas freier gehandhabt wird, dass man also grundsätzlich mit Investitionen dieser Art eher an Geld kommt.

Die Realität, mit nachhaltigen Investitionen günstigere Zinsen zu bekommen, würde ich mit 90 % verneinen. Da beginnt die Umstellung erst und zwar wie folgt: Jene Banken, die guten Zugang zu günstigen europäischen Refinanzierungen haben – beispielsweise zu Mitteln der EIB, der europäischen Investitionsbank – sind im Vorteil und geben zum Teil diese günstigeren Finanzierungskosten weiter. Andere Sektoren, andere Institute, die da erschwerten Zugang haben, vergeben so gut wie nie aus eigenen Mitteln günstigere Kredite. 

Aus meiner Sicht wird es noch ein bis zwei Jahre dauern, bis diese vom Green Deal vorgesehene günstigere Finanzierung von nachhaltigen, sogenannten taxonomie-konformen Maßnahmen durch alle Bankensektoren durchgesickert ist. Allerdings machen einzelne Banken auf regionaler Ebene hier einen Anfang und auch bei den Großbanken gibt es ein, zwei Sektoren, die die verbalen Aussagen zur Verbesserung mittlerweile Schritt für Schritt umsetzen.

Warum plädieren Sie dafür, statt einzelner Maßnahmen im Energiebereich gleich eine umfassende Energiestrategie zu entwickeln?

Das hat zum einen mit den Energie-Preisen zu tun. Die Energiekosten haben sich damit vervielfacht, Gas um den Faktor 5-6, Strom um den Faktor 5. Aus heutiger Sicht ist nicht damit zu rechnen, dass zentral bezogene Energie wieder deutlich günstiger wird. Bei energieintensiven Hotels beispielsweise verursacht diese Entwicklung enorme Mehrkosten. Um in Zukunft die Energiekosten bestmöglich selbst zu steuern, ist eine eigene effiziente Energiestrategie unumgänglich. Zum anderen hat man bessere Karten für die Finanzierung, wenn man eine wirksame Energiestrategie vorweisen kann.

Eine eigene  effiziente Energiestrategie ist wesentlich!

Wie setzen Sie eine Energiestrategie auf?

Der Regelfall ist, dass die involvierten Techniker sehr qualifiziert über eine Fülle von energie-technischen Werkzeugen Bescheid wissen. Wir setzen dann die Klammer, mit der diese Einzelmaßnahmen erfasst, ergänzt, in ein Gesamtpaket geschnürt und mit einer klaren strategischen Vision, einer Zielsetzung und einem zeitlichen und finanziellen Umsetzungsplan ausgestattet werden.

Sie haben mit dem 5-Sterne-Wellness-Hotel Salzburger Hof in Zell am See das beeindruckende Ziel einer fast 80 %-igen Reduktion des teuren externen Energiebezuges erreicht. Wie ist Ihnen das gelungen?

Es ging darum, technologieoffen zu sein, die einzelnen Maßnahmen exakt aufeinander abzustimmen und die richtige Kombination aus der bestmöglichen Technologie, der eigenen Energieerzeugung, der passenden Speichermaßnahmen, einer guten Steuerungstechnologie und der Ausschöpfung aller Möglichkeiten der Verbrauchsreduktion zu entwickeln.

Mit diesem Mix an Instrumenten konnten 65 % des bisherigen Gesamtbedarfes von 3 Millionen kWh (zwei Drittel Gas, ein Drittel Strom) selbst erzeugt werden. Zusätzliche etwa 15 % Reduktion konnte durch Verbrauchssteuerungen bzw. Verbrauchsoptimierungen erreicht werden. Und das mit einer nur 9-monatigen Umsetzungszeit.

Das ist auch ein für uns unglaubliches Ergebnis und hat vor allem mit der Offenheit des Eigentümers zu tun. Er wollte die Abhängigkeit vom Energiemarkt drastisch verringern und damit eine verbesserte finanzielle Planungssicherheit erreichen.

Dazu kommt ja noch die Tatsache, dass in Zukunft statt 630 t CO2 nur mehr 125 t CO2 vom Betrieb im Energiebereich verursacht werden. Diese signifikante Reduktion konnte vor allem durch massiven Gasersatz und Umstellung bei Strom auf eigene Systeme bzw. auf extern bezogenen Ökostrom erreicht werden.

Was würden Sie Unternehmen raten, die größere Investitionen in Umweltmaßnahmen setzen und gleichzeitig die vom europäischen Green Deal versprochenen günstigeren Kreditkonditionen lukrieren wollen?

Durch eine Gesamtstrategie im Einklang mit dem Green Deal zu  günstigeren Konditionen!

Wichtig ist, dass mutig eine gesamte Energiestrategie mit klaren Zielen entwickelt wird, die dem Finanzier konkrete Chancen eigener, kostengünstiger Energieerzeugung sowie wirksame Reduktionsquoten beim Energieverbrauch und bei der CO2-Menge zeigt. Diese Gesamtstrategie sollte auch einen klaren Plan beinhalten, wie die Strategie in der energetischen Wertschöpfungskette umgesetzt wird. Ein derartiges Gesamtpaket hat große Vorteile für den Finanzier, weil er dann sowohl im Haus als auch auf europäischer Ebene bei der Finanzierung glasklare Argumente hat, warum das zu finanzierende Projekt dem europäischen Green Deal entspricht.